Interview mit einem Immobilienmakler
Wie sieht ein typischer Arbeitsalltag im Leben eines Immobilienmaklers aus? Was ist besser: kaufen oder mieten? Was sollten Erstkäufer beachten? Das hat auch unsere Leser interessiert! Bewaffnet mit diesen und weiteren Fragen, haben wir deshalb Luciano Bellebuono zum Interview eingeladen. Herr Bellebuono ist Immobilienmakler in Ludwigsburg und Geschäftsführer der Weitblick Immobilien GmbH.
Interview mit Weitblick Immobilien
Frage: Wie sieht der typische Tagesablauf eines Immobilienmaklers aus?
Antwort: Einen fixen Tagesablauf gibt es als Immobilienmakler nicht. Im Wesentlichen ist es eine Kombination aus Außen- sowie Büroaktivitäten, die sich jedoch von Tag zu Tag unterscheidet. Auch Zwölf-Stunden-Tage sind keine Seltenheit. Schließlich müssen sich Immobilienmakler um Dokumentationen, Objektaufnahmen, Objektübergaben, Kundenakquise, einfache Büroarbeit, Haus- und Wohnungsbesichtigungen, Marketingtätigkeiten sowie Vorbereitungen von Verträgen kümmern.
Erfahrungsgemäß läuft ein klassischer Arbeitstag aber wie folgt ab: Der Vormittag steht im Zeichen von Büroarbeit. Emails werden gelesen und versendet, Anfragen bearbeitet, Exposés vorbereitet, Unterlagen für den Verkauf zusammengestellt, Online-Marketing platziert, Besichtigungstermine vereinbart. Nachmittags und abends geht es dann an die Besichtigungen, Übergaben von Miet-und Kaufimmobilien, Telefongespräche, Akquise und Pflege der Kundenkontakte. Regelmäßige Fortbildungen nicht zu vergessen.
Frage: Wie hat Corona den Immobilienmarkt verändert?
Antwort: Nach dem ersten Lockdown haben wir teilweise Verunsicherung bei vielen Eigentümern sowie Käufern gespürt. Diese Verunsicherung wurde jedoch schnell wieder fallen gelassen. Aufgrund des schwankenden Aktienmarktes zählt das sogenannte „Betongold“ weiterhin zu den beliebtesten Anlagemöglichkeiten. Grundsätzlich ist kein Einbruch bei den Immobilienpreisen in den nächsten Monaten zu erwarten.
Frage: Kaufen oder mieten? Was sind die Vor- und Nachteile? Wem würden Sie was empfehlen?
Antwort: Ich skizziere das am besten anhand einer Tabelle.
Kaufen | Mieten | |
---|---|---|
Vorteile | – größere gestalterische Freiheit – aktuelle Niedrigzinsen sichern – bessere Planbarkeit (keine Mietsteigerung) – stabile Wertanlage – (meist) mehr Platz und Garten – Immobilie als Altersvorsorge |
– hohe Flexibilität (z.B. bei Job- & Wohnortswechsel) – persönliche Unabhängigkeit bleibt erhalten – weniger Kosten für Pflege und Instandhaltung – niedrigere Nebenkosten – geringere Verantwortung |
Nachteile | – geringere Flexibilität (z.B. bei Arbeitsplatzsuche) – Anschlussfinanzierung kann teuer werden – zeit- und kostenintensive Instandhaltung – höhere Nebenkosten – Vermögensbindung |
– steigende Mieten – kein mietfreies Wohnen als Altersvorsorge – Abhängigkeit vom Vermieter (z.B. Gestaltung) – Pflege und Instandhaltung hängt vom Vermieter ab – Vermieter kann Nebenkosten auf Mieter umlegen – schwierige Wohnungssuche in Ballungszentren |
Tipp! Entscheiden Sie nicht nur danach, wie Sie sich kurzfristig finanziell verbessern können, sondern planen Sie langfristig. Eine Immobilie kann Ihnen zur Altersabsicherung dienen – allerdings nur, wenn Sie diese auch besitzen.
Frage: Welche Tipps würden Sie einem Immobilien Erstkäufer geben?
Antwort: Immobilien Erstkäufer sollten im Wesentlichen folgende vier Punkte beachten.
1. Die Kosten kalkulieren! Es ist essenziell wichtig, genau zu wissen, was man sich leisten kann. Denn auch die beste Immobilie nützt nichts, wenn sie das Budget übersteigt.
2. Bereits vorab das Finanzierungsangebot mit der Bank klären. Dazu gehört auch, nicht einfach blind einen Kredit bei der Hausbank aufzunehmen, sondern Angebote verschiedener Banken einzuholen und zu vergleichen.
3. Den Zeitaufwand bei der Immobiliensuche richtig einschätzen. Ein passendes Objekt ist nicht innerhalb einer Woche gefunden. Meist erstreckt sich die Suche über mehrere Monate.
4. Die erste erworbene Immobilie sollte immer als Eigennutz Immobilie erworben werden.
Frage: Wie groß sehen Sie die Gefahr einer Immobilienblase?
Antwort: Eine Blase wird definiert als „spekulativer Preisauftrieb, der durch den fundamentalen Zusammenhang von Angebot und Nachfrage nicht mehr zu rechtfertigen ist“. Das Schädliche sind demnach weniger die hohen Preise selbst, sondern eine dadurch „überzeichnete Knappheit“.
Zwar sind Immobilien in einigen Städten in Deutschland überbewertet, jedoch fehlen einige Zutaten für eine Immobilienblase. Sehr viel wahrscheinlicher ist, dass sich die Preissteigerungen verlangsamen oder die Preise nur leicht sinken.
Die Covid-19-Pandemie sorgt voraussichtlich nur für einen temporären Rückgang der Nachfrage, was zumindest während der Hochphase der Corona-Krise Auswirkungen auf den Immobilienmarkt haben wird. Jedoch sind die Bauzinsen weiterhin niedrig, private Kaufinteressenten und Investoren vorhanden und Immobilien in Krisenzeiten besonders attraktiv, so dass nicht von einem Einbruch der Preise auszugehen ist.
Wir bedanken uns nochmals bei Herrn Bellebuono, Geschäftsführer der Weitblick Immobilien GmbH in Ludwigsburg, für das Interview und die ausführlichen Antworten. Hat Ihnen das Interview gefallen? Dann seien Sie gespannt auf den zweiten Teil!